Die Südbewegung

Aufgrund der zahlreichen Missstände im Südjemen hat sich bereits nach dem Krieg von 1994 Widerstand gegen die Besatzung formiert. Anlässlich des Gedenkens an den Krieg von 1986 wurde am 13. Januar 2006 ein Versöhnungsprozess von Südjemeniten eingeleitet, die dazu aufriefen, dass sich die Bevölkerung im Süden einander verzeiht und sich versöhnt. Dieser Versöhnungsprozess wurde als Voraussetzung gesehen, gemeinsam gegen das Regime des Nordens und seine jahrelange Marginalisierung des Südens Widerstand zu leisten. Seit 2007 hat sich aus dieser Gruppe die Südbewegung (al-hirak al-janubi) formiert, die bis heute Kundgebungen und Veranstaltungen im gesamten Gebiet des Südjemen organisiert. Damals setzte sich die Bewegung vor allem aus zwangspensionierten Angestellten der Armee und des öffentlichen Dienstes, deren Nachkommen und jungen Arbeitslosen zusammen. Die Forderungen waren damals vornehmlich sozialer Art. Man demonstrierte für die Wiedereinstellung, höhere Renten oder die Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Regierung Ali Abdallah Salihs reagierte repressiv auf die Bewegung und ließ die Proteste durch staatliche Sicherheitskräfte gewaltsam niederschlagen. Menschen wurden ermordet, gefangen genommen und verschleppt. Wegen der Brutalität des Regimes gewann die friedliche Protestbewegung an Zuwachs und erhielt zunehmend Solidarität aus der Bevölkerung.

Die Südjemeniten hatten die Hoffnung, dass die Konferenz des Nationalen Dialogs, die 2011 durch den Transitionsprozess (Initiative des Golfkooperationsrates) eingeleitet wurde und 2013/14 in Sanaa stattfand, zu einer fairen Lösung der Südfrage führen wird. Eine der neun Diskussionsgruppen der Konferenz beschäftigte sich ausschließlich mit der Südfrage. Relevante Themen wie die Einnahme südjemenitischer Ländereien sowie die Zwangspensionierung hunderttausender Südjemeniten wurden in den Gesprächen thematisiert und deren Relevanz für einen Friedensprozess anerkannt. Zwei Kommissionen wurden daraufhin geschaffen, die sich im Südjemen mit Opfern von Landenteignung und Zwangspensionierung beschäftigten und Lösungen für Entschädigungen finden sollten. Die Arbeit dieser Kommissionen wurde durch den Krieg im Jemen, der 2015 begann, unterbrochen.

Die Initiative des Golfkooperationsrates sah generell nur eine Lösung in einem geeinten Jemen vor. Daraufhin nahmen wichtige Vertreter der Südbewegung nicht an den Gesprächen teil. Auch während der Konferenz wurde die Dominanz der Eliten Sanaas deutlich, woraufhin die kleine Fraktion an Vertretern der Südbewegung ihre Teilnahme am Dialog aufkündigte. Die Entscheidung Präsident Hadis, Jemen in sechs föderale Gebiete neu zu strukturieren und damit den Südjemen in zwei Regionen (Aden und Hadramaut) zu teilen, fiel auf Widerstand im Südjemen. Massenproteste der Südbewegung lehnten die Beschlüsse, die zudem außerhalb der Konferenz gefasst wurden, ab.

Als im Zuge des Jemen-Krieges 2015 die Huthi-Milizen mit Unterstützung von Armeeeinheiten unter der Führung des ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Salih in den Südjemen einfielen, formierte sich im Südjemen der sogenannte „Südwiderstand“, unterstützt von Anhängern der Südbewegung. Dem Südwiderstand gelang es mit Unterstützung der arabischen Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, die Huthis und Truppen Salihs aus dem Süden nach dreimonatiger Belagerung zurückzudrängen. Damit befreiten sie das Territorium des Südjemen. Aus dem Südwiderstand und der Südbewegung ging der Südübergangsrat 2017 hervor, der sich für die Wiedererlangung der Eigenstaatlichkeit des Südjemen und die Interessen der Südjemeniten einsetzt.