Die Südfrage

Die Südfrage (al-qadiyya al-janubiyya) beschreibt das Schicksal eines ehemals international anerkannten Staates, der Volksdemokratischen Republik Jemen (Hauptstadt Aden), die am 22. Mai 1990 mit der Jemenitischen Arabischen Republik (Hauptstadt Sanaa) eine Einheit einging, die am 7. Juli 1994 mit dem Ende des Krieges scheiterte, sowie das Ringen der südjemenitischen Bevölkerung um Wiedererlangen dieser Eigenstaatlichkeit.

Nur vier Jahre nach der Einheit von 1990 war diese bereits gescheitert und führte zu ersten Versuchen seitens des Südens, eine erneute Eigenstaatlichkeit gemäß den Grenzen von vor 1990 zu erlangen. Die Loslösung des Südens, die das Regime des damaligen nordjemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Salih zu verhindern suchte, führte zu einem Krieg zwischen dem Norden und den Süden, der am 27. April 1994 ausbrach und mit der Einnahme des Südens durch nordjemenitische Truppen am 7. Juli 1994 endete. Hundertausende südjemenitische Staatsangestellte sowie Personal der Armee wurden zwangspensioniert. Die Hauptstadt Aden und die südjemenitischen Gebiete wurden zunehmend marginalisiert. Aus der Aneignung südjemenitischer Ressourcen (hier besonders Erdöl, Fisch und Land) durch nordjemenitische Militärs und einflussreiche Personen des Salih-Regimes wurden enorme Profite zum Vorteil zahlreicher Nordjemeniten geschlagen. Obwohl formal ein vereinter Staat fortbestand, empfanden viele Südjemeniten seit Ende des Krieges von 1994, dass sie quasi unter der Besatzung des Nordens lebten.

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Seit Beginn des Krieges im Jemen ab 2015 kam es vonseiten der UN zu Versuchen, den Krieg im Jemen zu beenden. Der UN-Sondergesandte für den Jemen Ismail Ould Cheikh Ahmed betonte zwar die Wichtigkeit, eine faire und befriedigende Lösung für die Südfrage zu finden, schloss jedoch die südjemenitische Seite aus den Friedensverhandlungen in Genf 2015 und Kuwait 2016 aus. In den beiden Verhandlungen waren nur die Huthis und die Regierung des Präsidenten Hadi präsent. Gemäß Cheikh Ahmed sollte die Südfrage erst in der Spätphase der Verhandlungen in die Tagesordnung aufgenommen werden. Damit sah Cheikh Ahmed die Südfrage als eine innerjemenitische Problematik an und nicht als eine Sache zwischen zwei Staaten, der ehemaligen Jemenitischen Arabischen Republik und der Volksdemokratischen Republik Jemen, die am 22. Mai 1990 eine Einheit eingingen. Die Südfrage ist bis heute ungelöst.