Missstände

Der Verlust des Krieges von 1994 hat die Unabhängigkeitsbestrebungen des Südens torpediert und zur Besatzung des Gebietes geführt. Das Regime Salihs ergriff folgende Maßnahmen, um den Süden langfristig zu marginalisieren, zu destabilisieren und zu unterdrücken:

Nach dem Krieg wurde die gesamte südjemenitische Armee, die bis dato noch bestand, aufgelöst. Das Personal im Militär, inklusive der Soldaten und Generäle, wurde zwangspensioniert. Dies betraf hunderttausende Angestellte. Ebenfalls wurden Sicherheitskräfte wie Polizisten und Angestellte des öffentlichen Dienstes in den Ruhestand gezwungen. Hohe staatliche Ämter im Süden wie beispielsweise Gouverneursposten wurden von Nordjemeniten besetzt.

Fabriken, die bis zum Krieg Staatseigentum des Südens waren, wurden geplündert, gebrandschatzt oder unter Preis an regimetreue Personen verkauft. Fabrikangestellte wurden ebenfalls in den Zwangsruhestand geschickt. Neben zahlreichen Fabriken, deren Betrieb eingestellt wurde, konfiszierten Regimeanhänger und hohe Generäle des Salih-Regimes Land in einer Größe des Staates Bahrein. Zahlreiche Südjemeniten wurden enteignet und ihrer Bürgerrechte beraubt.

Die Hauptstadt der VDRJ Aden – einst eine florierende Hafenstadt mit dem zweitwichtigsten Hafen nach New York in den 1950er Jahren – war nach der Einheit als Wirtschaftshauptstadt des geeinten Landes proklamiert worden. Der wirtschaftliche Wohlstand erfüllte sich allerdings nicht und das Hafengeschäft lag weit unter seinen Möglichkeiten. Zusätzlich blieben Investitionen in die Infrastruktur aus. Investitionen in den Handels- und Wirtschaftssektor wurden durch weitläufige Korruption verhindert. Bei jeglicher Form des Investments im Süden machten sich Eliten des Nordens zu Teilhabern und verdienten an den Geschäften. Durch das Einstellen der Arbeit in zahlreichen Betrieben im Südjemen ist der privatwirtschaftliche Sektor mittlerweile dermaßen geschwächt, dass bis heute kaum Arbeitsplätze vorhanden sind. Ein Großteil der südjemenitischen Bevölkerung ist daher arbeitslos. Besonders unter der jungen Bevölkerung ist die Arbeitslosenquote sehr hoch.

Zusätzlich profitierte das Salih-Regime über zwei Jahrzehnte von der Ausbeutung des südjemenitischen Öls. Circa 80 Prozent des Öls im Jemen liegen in den südjemenitischen Gebieten von Hadramaut und Shabwa. Die lokale Bevölkerung konnte keine Gewinne aus dem Öl erzielen, musste allerdings mit den Folgen der Ölexploration wie vergiftetem Grundwasser leben. Internationale Firmen, die im Südjemen Öl förderten, zahlten enorme Konzessionen an das Salih-Regime. Zusätzlich wurden nordjemenitische Generäle mit dem Schutz der Ölfirmen und deren Anlagen beauftragt, die daraus millionenschwere Profite erzielen konnten.